Aus meinem Debut-Roman "Sind drei einer zu viel?"
Nach einem
kurzen Regenschauer kam plötzlich die Sonne hinter den Wolken hervor, wie
herbeigezaubert, und spannte einen intensiv leuchtenden Regenbogen über das
Firmament. Vom Strand aus beobachteten beide das bunte Schauspiel.
„Ob man auf
ihm wohl wirklich wie über eine Brücke in den Himmel gehen kann?“, fragte Hanna
ganz leise. „Ich würde das so gern für einige Stunden tun. Alle
vorausgegangenen Lieben noch einmal treffen. Sie umarmen und wissen, dass es
ein Wiedersehen gibt. Einmal noch das Fell meiner verstorbenen Lieblinge
kraulen und in deren treue Augen sehen.“ Sie schluckte mühsam die Tränen
hinunter, die ihr die plötzlich aus den dunkelsten Tiefen auftauchende Trauer
abpresste. „Es würde das Leben hier am Beginn des Regenbogens leichter und
hoffnungsfroher machen“, flüsterte sie fast tonlos.
Paul strich
Hanna hilflos übers Haar. „Ich weiß es nicht, aber ich würde mit dir gehen“,
seine Stimme klang wehmütig, „um meiner Mutter wieder zu begegnen, um einmal
noch ihre bedingungslose Liebe zu spüren.“ Er seufzte. „Und meinem Vater
endlich die Stirn bieten, ihm meine erreichte Lebensposition wie einen Triumph
gegen seine Prophezeiung entgegen halten“ – wie Verachtung hörte es sich an.
Doch es
waren Wunschvorstellungen, die in sich zusammenfielen und verschwanden, wie das
leuchtende Farbenspektrum des Bogens, das vor ihren Augen den Himmel berührt
hatte.