Plötzlich weht der Wind kleine Wölkchen
loser, zartweißer Blüten über ihre Haare und vor ihre Füße. Vorsichtig hebt sie
einige auf, betrachtet sie verträumt und kann doch nicht diese Gedanken abwehren,
die ihr in dieser Jahreszeit immer wieder durch den Kopf gehen. Wie viele Jahre
werde ich noch im Frühling die Bäume sprießen und den Blütenregen fliegen
sehen? Wie oft ist Reinhard dann an meiner Seite? Wie lange sind meine
bellenden Vierbeiner noch meine Begleiter?
Sie weiß, dass es darauf keine Antwort gibt
und kann doch das Grübeln darüber nicht abschütteln. Ein Schmetterling flattert
vergnügt vor ihren Augen, hält kurz bei einer Blume inne und verharrt im
Flügelschlag, um dann leicht schwebend davonzutanzen. Ach, sich genau so frei
und unbeschwert fühlen können! Seufzend sieht sie einer frechen Kohlmeise nach,
die sich nach dem erfrischenden Bad in der Vogeltränke lebensfroh in die Luft
erhebt und Richtung dem strahlend blauen Himmel entschwindet. Sie würde am
liebsten sofort mitfliegen. Die Augen schließen und sich davontragen lassen,
aus der Begrenzung und dem Einerlei, hin zu mehr Freiheit und liebevoller
Wärme.