Donnerstag, 24. März 2016



Die Menschheit gebärdete sich so oft in Gedanken gottähnlich, ja erhob sich – etwa in der Genetik oder künstlichen Intelligenz – sogar darüber, zeigte zu oft ein Verhalten wie das ultimativ Böse. Und jeder einzelne Mensch, den Bogen schließend, war dem Paradies, dem Himmel, dem Fegefeuer oder der Hölle preisgegeben. Allem, was er sich selbst bereitet.
Es gab keine Antworten. Nur Hoffnung, zumeist.
Deshalb hatte sie in ihrem Garten ein kleines Apfelbäumchen gepflanzt, ein Symbol für ein Weiterwachsen und Weiterleben.
Doch gab es da nicht auch einen anderen Baum?
Dieser lag in der Mitte des Paradieses. Der Baum der Erkenntnis, von dem der unbelehrbare Mensch gegessen hatte und als Sanktion deswegen vertrieben wurde. Er sollte Gut und Böse deshalb unterscheiden können. Warum nur tat er es zu wenig?
Das menschliche Gemüt war weit hinter dem Denken zurückgeblieben, hatte sich viel zu oft nicht von einem barbarischen Zustand zu lösen vermocht.
Intelligenz und Moral waren irgendwann einmal diametral auseinandergedriftet. Ein Bogen, der sich nicht mehr schließen lässt?




Eine Zeit, als ob der Teufel auf die Welt gekommen wäre, um alles nach zügelloser Willkür, nach beliebiger Laune durcheinander zu werfen und mit Feuer zu überziehen.
Niemand, der zu wissen schien, wie der auflodernden Flammen oder glimmenden Glut Herr zu werden wäre. In den Augen immer nur Symbole von Geld und Machtgier oder – noch schlimmer – absoluter Hilflosigkeit.
Keine Politiker, keine Staatenlenker, die eine gangbare Lösung fänden oder sich um einen Weg aus ausgelegten Fallen, unsichtbaren Schlingen und gebundenen Händen bemühten. Keine imponierenden Persönlichkeiten mit Visionen und Überzeugungskraft, nur auf Machterhalt, von Wahl zu Wahl denkende Figuren oder überhaupt nur zappelnde Marionetten an den Fäden des Wirtschafts- und Finanzmolochs, gesichtslos und nimmersatt die Erde mit gierigen Klauen umspannend.
Als Zauberlehrling kriecht daneben Religionsfanatismus aus den Löchern. Revanche-, Vernichtungs-, Rückwärtsphantasien gekleidet in einen die alleinige, die wahre Religion verkörpernden Mantel. In unvorstellbarer Grausamkeit und Brutalität sowie unter Ausnützung aller moderner Technologien wie aus der Hölle erstanden ein Machtstreben, ja Terror, über die halbe Welt gestreut. Wie eine religiös motivierte Revolution. Wird auch sie eines Tages ihre Kinder fressen?
Könnte man doch jedem in einer der drei großen monotheistischen Religionen geborenen Kind gleich die „Ringparabel“ in die Wiege legen!
Utopie, sie wusste es genau und dieses Wissen drückte wie eine Zentnerlast auf ihre Schultern, ihre Seele.


Dienstag, 22. März 2016



Hanna sah Bernhard noch vor sich, wie er damals mit dem Sträußchen aus Blausternchen, Traubenhyazinthen und Schneeglöckchen vor ihr gestanden hatte, um ihr zu ihrem Geburtstag zu gratulieren. Ihr Herz hatte damals einen kleinen Sprung voll Freude gemacht. Die in ein nasses Tuch eingeschlagenen Blumenstängel waren noch mit Folie umwickelt gewesen. So viel an Sorgfalt hatte sie gerührt. Und seine stete Hilfsbereitschaft hatte sie in einen Mantel des Vertrauens gehüllt. Ihre Zuneigung war stetig gewachsen, aus Sympathie war Freundschaft geworden.
Im Jahr darauf war er mit ihr auf eine Anhöhe oberhalb ihrer Heimatstadt gefahren. Wegen des Windes hatte er ihr die selbst gebackene Torte mit den brennenden Kerzen im Kofferraum seines Autos überreicht. Wie hätte sie sich da nicht in ihn verlieben sollen?


(Text aus meinem unveröffentlichten Roman, 1. Teil)