Dienstag, 12. Januar 2016

       Maria raufte sich die Haare. Sie wollte ihn erwürgen, erdolchen, erdrosseln, erschlagen, vierteilen oder was es sonst noch an Tötungsmöglichkeiten gab. 
     Diesen Teufel, der irgendwo saß, um ihr ständig Prügel vor die Füße zu werfen. Diesmal war es die Notwendigkeit eines neuen Heizwasserspeichers für über 3.000,- Euro, der alle Überlegungen und Planungen über den Haufen warf. Woher nehmen und nicht stehlen? Sie musste rechnen, Gespräche führen, Kalkulationen erstellen. Dabei wollte sie eigentlich nur Bücher lesen und an ihrem neuen Roman schreiben. Nun, das Geld für Lesestoff konnte sie sich nach dem Boiler-Desaster abschminken.
     Wieder zurückgeworfen, wieder kein Licht am Ende des Tunnels. Das Leben war manchen Monat so knapp, dass sie zum Monatsende hin nicht erst einmal mit ein paar Münzen in der Hand, im Geschäft mühsam Euro und Cent des notwendigen Einkaufs zusammenzählte, um noch genug Essbares für die Familie auftreiben zu können.
     Wer würde das von einer Frau Doktor im ach so reichen Österreich schon vermuten? Maria empfand es manchmal als entwürdigend, demütigend, den Stolz verletzend.
     Ihr ganzes Leben musste sie kämpfen. Um Anerkennung, Zuneigung, Verständnis. Um Hilfe, Unterstützung, Entgegenkommen. Um nicht in den Wogen des Schicksals unterzugehen.
     Aber steter Kampf hatte sie müde gemacht, zermürbt. Sie spürte den Fall in eine ausweglose Leere des inneren Ausgebranntseins. Doch es gab keinen Halt, fast keinen. 


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